
Geburt in 4 Phasen: Dein Leitfaden
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Die Geburt: Ein Leitfaden für deine kraftvolle Reise
Jede Geburt ist so einzigartig wie die Frau, die sie erlebt, und das Kind, das dabei auf die Welt kommt. Es gibt keinen perfekten Zeitplan oder einen allgemeingültigen Ablauf. Eine Geburt ist ein tiefgreifendes, transformatives Ereignis – eine Reise, die von unvorstellbarer Kraft, intensiven Gefühlen und am Ende dem größten Wunder gekrönt wird. Der Schmerz ist real, aber er ist ein produktiver Schmerz, der dich deinem Baby mit jeder Wehe ein Stück näherbringt.
Dieser Artikel soll dir als Orientierung dienen. Er bereitet dich auf die typischen Phasen einer natürlichen Geburt vor und gibt dir das Wissen an die Hand, das du brauchst, um dich sicher und selbstbestimmt zu fühlen.
Der Ablauf: Die vier Phasen der natürlichen Geburt
Auch wenn jede Geburt individuell ist, lässt sich der Prozess einer natürlichen Geburt oft in vier Phasen unterteilen. Diese Gliederung hilft dir zu verstehen, was in deinem Körper passiert und was auf dich zukommen könnte.
Phase 1: Die Eröffnungsphase – Der Marathon beginnt
Die Eröffnungsphase ist die längste Etappe deiner Geburtsreise. Sie startet mit den ersten regelmäßigen Wehen, die bewirken, dass sich dein Muttermund langsam öffnet. Sie endet, wenn der Muttermund vollständig, also etwa 10 Zentimeter, geöffnet ist.
- Dauer: Besonders bei der ersten Geburt kann diese Phase viele Stunden dauern. Ein statistischer Richtwert liegt bei etwa 8 bis 14 Stunden, aber nimm diese Zahl nur als grobe Orientierung.
- Wehen: Die Wehen werden im Verlauf dieser Phase kontinuierlich stärker, länger und die Abstände zwischen ihnen kürzer. Anfangs kommen sie vielleicht nur alle 15 bis 20 Minuten und dauern 30-40 Sekunden. Gegen Ende der Eröffnungsphase können sie alle 2-3 Minuten auftreten und bis zu einer Minute anhalten.
- Was du tun kannst: Gerade am Anfang kannst du oft noch aktiv sein. Ein Spaziergang, eine warme Dusche oder das letzte Packen der Kliniktasche können helfen, die Zeit zu nutzen und zu entspannen.
- In der Klinik: In dieser Phase findet meist die Aufnahme in die Klinik statt. Dort wirst du untersucht (CTG, Lage des Kindes, Blutdruck etc.), um sicherzustellen, dass es dir und deinem Baby gut geht.
Phase 2: Die Übergangsphase – Die intensivste Zeit
Die Übergangsphase ist kurz, aber heftig. Sie markiert den Übergang von der Eröffnungs- zur Austreibungsphase. Der Muttermund ist nun vollständig geöffnet, aber das Köpfchen deines Babys muss sich noch in die optimale Position für die Geburt drehen.
- Dauer: Oft dauert diese Phase nur wenige Minuten, manchmal bis zu einer Stunde.
- Wehen: Die Wehen erreichen jetzt ihren Höhepunkt. Sie kommen in sehr kurzen Abständen, oft fast ohne Pause, und sind extrem kraftvoll. Viele Frauen empfinden diese Phase als die herausforderndste.
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Was dir hilft: Jetzt ist volle Konzentration auf deine Atmung gefragt. Deine Hebamme wird dich anleiten und dir helfen, bei dir zu bleiben. Vertraue auf deinen Körper und die Menschen, die dich begleiten.
Phase 3: Die Austreibungsphase – Der Moment ist nah
Jetzt beginnt der aktive Teil der Geburt: das Hinausschieben deines Babys. Dein Körper entwickelt einen natürlichen Pressdrang, dem du nachgeben darfst.
- Gefühl: Du spürst einen starken Druck nach unten, ausgelöst durch das Köpfchen deines Babys, das tiefer ins Becken rutscht.
- Dein Part: Deine Aufgabe ist es, mit den Wehen kraftvoll mitzuschieben und in den Pausen locker zu lassen. Deine Hebamme wird dir verschiedene Geburtspositionen vorschlagen, um deinem Baby den Weg zu erleichtern.
- Der magische Moment: Millimeter für Millimeter schiebt sich dein Baby durch den Geburtskanal. Sobald das Köpfchen geboren ist, ist der anstrengendste Teil geschafft. Der Rest des Körpers folgt meist schnell und sanft. Um Geburtsverletzungen wie einen Dammriss zu vermeiden, wird die Hebamme dich anleiten, am Ende langsamer und kontrollierter zu schieben.
Phase 4: Die Nachgeburtsphase – Das Ankommen
Dein Baby ist da! Herzlichen Glückwunsch! Doch die Geburt ist noch nicht ganz abgeschlossen. Die Plazenta (Mutterkuchen), die dein Baby die ganze Schwangerschaft über versorgt hat, muss ebenfalls geboren werden.
- Ablauf: Nach dem Abnabeln deines Babys löst sich die Plazenta durch leichte Nachwehen von der Gebärmutterwand und wird ausgestoßen. Dieser Prozess ist in der Regel nicht schmerzhaft. Das erste Anlegen deines Babys an die Brust kann die Ablösung unterstützen.
- Untersuchung: Deine Hebamme oder der Arzt kontrollieren die Plazenta auf Vollständigkeit, um sicherzugehen, dass keine Reste in der Gebärmutter verblieben sind.
- Die erste Zeit: Währenddessen findet oft die erste ausführliche Untersuchung deines Babys statt. Eventuelle Geburtsverletzungen bei dir werden versorgt. Danach habt ihr Zeit, euch als Familie kennenzulernen, bevor ihr vom Kreißsaal auf die Wochenbettstation verlegt werdet.
Fazit: Dein Weg, dein Wunder
Die Geburt ist ein Naturereignis, das tief in der weiblichen Kraft verwurzelt ist. Auch wenn der Weg manchmal herausfordernd scheint, besitzt dein Körper die angeborene Weisheit, dein Kind auf die Welt zu bringen. Vertraue auf dich, informiere dich gut und umgib dich mit Menschen, die dich stärken. Du schaffst das!
Quellen:
Birgit Gebauer-Sesterhenn, Thomas Villinger (2012), Schwangerschaft und Geburt, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Ursula Jahn-Zöhrens (2011), Entspannt erleben: Schwangerschaft und Geburt, TRIAS Verlag
BARMER: "Die natürliche Geburt durchläuft verschiedene Phasen"
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "Wie verläuft eine Geburt?"
Frauenärzte im Netz: "Geburtsphasen"
Healthy Parents, Healthy Children: "Stages of Labour"